Irak: Der Widerstand geht weiter!

11.04.2003

Stoppt das amerikanische Imperium

"Wenn das Saddam-Regime fällt ist klar, dass in den Straßen von Basra getanzt werden wird. Aber wenn jenes von Bush fällt, dann wird in den Straßen der ganzen Welt getanzt werden." Arundhati Roy, Le Monde, 9. April 2003

Die westliche Propagandamaschine feiert den amerikanischen Einmarsch in Bagdad als Befreiung – die inszenierte Show erlebt ihren Höhepunkt. Als Konsumenten der Regime-Medien sind wir gezwungen uns die kläglichen Bilder anzusehen, die den "Jubel" belegen sollen. Ein Grüppchen von hundert Leuten um die Saddam-Statue im Zentrum, davon ein guter Teil westliche Journalisten, beklatschen die Kolonialsoldaten dabei, wie sie das Monument umreißen. Keine Rede davon, dass sie selbst Hand anlegen, das müssen die "Befreier" schon selbst machen. Als die Soldateska eine amerikanische Flagge hissen will, kommt selbst bei den Claqueuren des globalen US-Regimes Widerwillen auf und irakische Fahnen erscheinen auf den Bildschirmen der Welt. In Saddam City sieht man einzelne wie sich Bilder Saddams verhöhnen. Auch da nirgendwo Menschenmassen. Für die vierte Waffengattung, wie der Nato-Sprecher Jamie Shea die Journalisten bezeichnete, ist es ein leichtes solche Bilder um die Welt zu schicken. Wer sich nicht betäuben lässt, wird erkennen: kaum ein Iraker und schon gar niemand in der arabischen Welt jubelt über die Okkupation.

Die Bilder sollen vergessen machen,
dass das Embargo Millionen das Leben gekostet hat,
dass der Krieg völkerrechtswidrig war,
dass Tausende wenn nicht Zehntausende Zivilisten von einem schießwütigen Mob mit Streifen-und-Sternen-Insignien getötet wurden,
dass unzählige Geschosse aus abgereichertem Uran verschossen wurden und damit die bereits bestehende Katastrophe der genetischen Missbildungen verschärfen wird,
dass Millionen Menschen vom Trinkwasser abgeschnitten wurden und zu hungernden Bittstellern der Willkür der Besatzer degradiert wurden,
dass die Infrastruktur des Landes in Schutt und Asche gelegt wurde,
dass gegen unbequemen Journalismus – wie Al Dschasira – vorgegangen wurde.

Währenddessen haben die vermeintlichen europäischen Friedensmächte ins amerikanische Siegesgeheul eingestimmt. Wie es scheint werden sie sich damit zufrieden geben, wenn sie unter der Ägide der UNO die Leichen verscharren und die durstende und hungernde Bevölkerung versorgen dürfen. Im Gegenzug werden sie die angloamerikanische Aggression de facto nachträglich legitimieren.

Es ist noch zu früh zu sagen, warum Bagdad kaum verteidigt wurde und seit langem als erste arabische Hauptstadt kolonialen Invasoren in die Hände fiel. Es kann vermutet werden, dass die Verteidiger beim Versuch die Okkupanten vor Bagdad in einer heldenhaften Konfrontation, die ungleicher nicht sein konnte, aufgerieben wurden und den chancenreicheren Straßenkampf nicht mehr zu führen im Stande waren. Einiges spricht für Verrat auf der Kommandoebene der Republikanischen Garden. Doch der Hauptgrund ist, dass heute kein Land der "Dritten Welt", keine unterdrückte Nation, keine Befreiungsbewegung vom Rest der Welt allein gelassen fähig ist, die gewaltigste Militärmaschine der Menschheitsgeschichte zu besiegen. Nur wenn die monopolare Weltordnung der USA zerbrauchen wird, gibt es wieder Freiheit zu atmen. Wie wir von Anfang an sagten, liegt ein weiteres Problem in der selbstverschuldeten verlorenen Hegemonie des Baathismus: zwar betrachtete die übergroße Mehrheit die Verteidigung des Landes gegen die Kolonialisten als vordringlich, doch kaum jemand gab Saddam seine aktive politische Unterstützung.

Doch der Zusammenbruch des Baath-Regimes bedeutet noch keineswegs das Ende des Widerstands, der Zeit braucht um sich neue Formen zu suchen. Die Ablehnung der US-Besatzung, verstärkt durch ihre unsägliche Arroganz der neuen Herren, wird sich Ausdruck verschaffen. Es besteht nämlich ein gewaltiger Unterschied zwischen dem Sturz eines widerspenstigen Regime und der Installation eines hörigen. Es wird zu Widerstand kommen, der auch bewaffnete Formen annehmen kann. Eine Befreiungsbewegung in ihrer ganzen Vielfältigkeit (von oppositionellen Kräften, die von den neuen Herren nicht beteiligt werden, über kampfbereite Teile des Baathismus bis hin zu Islamisten und geläuterten Kommunisten) wird sich mit der Zeit formieren. Die Parteien der Patriotischen Opposition haben ihre Anhänger bereits angewiesen, die Bedingungen für die Aufnahme des Kampfes unter den neuen Bedingungen zu sondieren und mit anderen Kräften in Kontakt zu treten. Trotz aller Unterschiede wird wie in Afghanistan der Widerstand anwachsen.

Doch der Terrorkrieg der USA und ihrer Kettenhunde geht weiter. Der britische Verteidigungsminister Geoffrey Hoon vertrat am Dienstag in einer Rede vor dem Dänischen Institut für internationale Beziehungen die Auffassung, dass künftig vermehrt mit Präventivkriegen zu rechnen sei. Die Welt stellt sich die Frage Jugoslawien, Afghanistan, Irak – wer wird der nächste sein?

Die größte Bedrohung für die Demokratie, soziale Gerechtigkeit für die Zivilisation überhaupt ist die amerikanische Weltmacht. Jeder Krieg belegt es eindringlich aufs Neue. Das amerikanische Imperium bedeutet verlängerten Krieg, Terror und Völkermord.

Unterstützt den irakischen Widerstand gegen die Okkupation!
Angloamerikanische Truppen raus das dem Golf!

Antiimperialistische Koordination, 10. April 2003